Bild: VSB (Afghanistan-Einsatz)

Bonn, 22. August 2021

Die vergangenen Monate und Wochen haben viele Kameradinnen und Kameraden sehr bewegt. 20 Jahre Einsatz in Afghanistan, 59 gefallenen Kameraden, ein Abzug, der von nicht wenigen Soldatinnen und Soldaten bedauert wird, für viele auch eine Sinnfrage stellte – und nun läuft die Rettung der Ortskräfte. Bei Soldatinnen und Soldaten schwingt Enttäuschung mit, weil sie für diesen Einsatz viel gegeben und Erfolg gesehen haben.


Über Ursachen, Probleme und auch mangelnde Entscheidungsfähigkeit der Politik beim Umgang mit Ortskräften lässt sich trefflich streiten. Auch die Entscheidung der Verbündeten und der Bundesrepublik, den Einsatz in Afghanistan zu beenden, sind diskussionswürdig. Unbestritten hätte aus Sicht der Angehörigen der Bundeswehr vieles besser laufen können und müssen. Militärisch ging es um die Bekämpfung der Gefahren durch den internationalen islamistischen Terrorismus. Über das Ende der Mission hat die Politik entschieden. Damit müssen wir jetzt umgehen. Der „Verband der Soldaten der Bundeswehr e.V.“ (VSB) will daher den Blick nach vorn richten und plädiert dafür, Lehren aus den Geschehnissen zu ziehen und Leitplanken für das künftige Vorgehen aufzustellen.


Die Ursachen und Fehler, die trotz der Warnungen und internen Vorbereitungen der Bundeswehr zum Umgang mit Ortskräften begangen worden sind, dürfen nicht zu einem Stillstand oder gar eine Diskreditierung der Bundeswehr führen. Gegenseitige Schuldzuweisungen bringen uns dabei nicht weiter. Ziel einer lebendigen Fehlerkultur muss es sein, Mängel offen zu benennen und daraus konkrete Schlüsse zu ziehen.


Für die Bundeswehr geht es nun bei Auslandseinsätzen auch um Vertrauen bei der Zusammenarbeit in anderen Einsatzgebieten. Die sicherheitspolitische Dimension muss dabei in den Blick genommen werden. Auch die Bedeutung für die konkreten Gefahrenlagen für unsere Kameradinnen und Kameraden darf bei nicht unberücksichtigt bleiben.
Die Erfahrungen beim „Patenschaftsnetzwerk Afghanische Ortskräfte“ müssen uns jetzt Auftrag und Gebot sein. Es gilt aber auch Debatten zu führen und Entscheidungen zu treffen, in die sich der VSB aktiv einbringen will.
Sicherheitspolitisch: Wie kann die Bundeswehr im Auslandseinsatz den Vertrauensverlust durch den Abzug aus Afghanistan und den Umgang mit Ortskräften wettmachen?
Verantwortungsethisch: Was sind wir bereit zu tun, um Ortskräfte moralisch, finanziell und existenziell zu retten und zu unterstützen? Und was sind wir bereit zu tun beim Umgang mit den Taliban?
Strategisch: Wie können wir als Bundeswehr künftig für alle Seiten – insbesondere in den Einsatzgebieten - verlässliche Handlungsweisen und Vereinbarungen treffen und einhalten?
Politisch: Was ist nötig für eine ehrliche politische Debatte in Deutschland über realistische Einsatzziele, Möglichkeiten und Grenzen militärischen Handelns sowie Bedarfe einer Armee eines demokratischen Rechtsstaats? Und wie kann die Bundesrepublik ihrer Verantwortung in der Bundesrepublik und in der Welt gerecht werden? Was sind wir bereit zu tun?


Der VSB ist bereit, sich diesen Diskussionen zu stellen und daran mitzuwirken. Akut gilt es den Kameraden im Einsatz, die die Ortskräfte und deren Angehörigen retten, den Rücken zu stärken. Darüber hinaus bedarf es weiterer Hilfen.
Der VSB unterstützt daher die Bemühungen des Patenschaftsnetzwerks von Hauptmann Marcus Grotian, Ortskräften auch nach ihrer Ankunft in Deutschland zu helfen und ihr Ankommen zu erleichtern. Hierzu tritt der VSB für eine breite, von einer Willkommenskultur getragenen Unterstützung auch aus den Reihen der Kameradinnen und Kameraden der Bundeswehr ein. (CF)

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