Berlin, 07. Juli 2025
Zeitenwende auf dem Rücken der Truppe? – Wenn Versorgung zur Nebensache wird
Die Bundeswehr steht nach außen für Wandel, Aufbruch und die sogenannte „Zeitenwende“. Doch wer hinter die Kulissen blickt, stellt fest: Dort, wo der Dienst tatsächlich geleistet wird – bei den Soldatinnen und Soldaten vor Ort – bleiben von großen Ankündigungen oft nur leere Versprechungen zurück.
Ein aktueller Fall zeigt die Realität vor Ort: Nach dem Wegfall einer Kantinenlösung wird in einer Kaserne keine Verpflegung mehr angeboten – nicht einmal für dienstlich eingesetztes Personal mit Verpflegungspflicht. Vorschläge für einfache Übergangslösungen wurden abgelehnt, ein finanzieller Ausgleich verweigert – mit Hinweis auf formale Vorschriften.
Was bleibt? Eine Lücke in der Versorgung – mitten im Grundbetrieb.
Zeitenwende?Ja – aber bitte nicht gegen das eigene Personal.
Der Verband der Soldaten der Bundeswehr nimmt solche Entwicklungen mit großer Sorge wahr. Denn sie stehen exemplarisch für eine gefährliche Schieflage: Während Milliardenpakete für Materialbeschaffung und Strukturreformen geschnürt werden, werden elementare Bedürfnisse der Soldatinnen und Soldaten übersehen oder verwaltungstechnisch abgelehnt. Die Truppe wird vergessen.
Wir erleben vor Ort, dass sich „Zeitenwende“ für manche Vorgesetzte offenbar darin erschöpft, Vereinbarkeitsregelungen zurückzudrehen, Dienstzeiten auszudehnen und Führungsverantwortung durch pauschale Ablehnung von Fürsorgemaßnahmen zu ersetzen. Kreative Lösungen? Fehlanzeige. Wertschätzung? Allenfalls in Reden.
Positiv: Tarifübernahme und Signale zur Alimentation
Es gibt auch Lichtblicke: Der Verband begrüßt ausdrücklich die geplante zeit- und inhaltsgleiche Übernahme des Tarifabschlusses für die Beamtinnen und Beamten sowie die Fortschritte hin zu einer verfassungsgemäßen amtsangemessenen Alimentation. Diese Signale werten wir als Zeichen, dass die politischen Entscheidungsträger die rechtlichen Rahmenbedingungen ernst nehmen – und auch die Lebensrealitäten der Beschäftigten anerkennen.
Doch diese Fortschritte dürfen nicht durch eine Fürsorgepraxis konterkariert werden, die im Grundbetrieb auf dem Rücken derer ausgetragen wird, die den Dienst unter oft erschwerten Bedingungen leisten.
Unser Appell: Den Worten Taten folgen lassen
Die Bundeswehr braucht kein bloßes „Management“, sondern Führung mit Haltung. Führung, die Dienstposten nicht nur als Zahlen in der SollOrg begreift, sondern die Menschen dahinter sieht. Führung, die Versorgung und Arbeitsbedingungen nicht als Randthemen behandelt, sondern als Teil der Einsatzbereitschaft begreift.
Wir fordern:
- Eine pragmatische, fürsorgegerechte Lösung für Versorgungslücken – wie im dargestellten Fall.
- Klare Vorgaben an die Vorgesetzten vor Ort zur Wahrung der Fürsorgepflicht.
- Die nachhaltige Stärkung der Vereinbarkeit von Beruf und Familie – auch und gerade im Grundbetrieb.
Denn echte Zeitenwende beginnt nicht im Rüstungsbericht, sondern im Alltag der Soldatinnen und Soldaten. (M.L.)
Miteinander - Füreinander
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